Die stillen Siege sind die wichtigsten für deine persönliche Entwicklung
Es sind jene Momente, in denen du erkennst, dass du etwas bisher Prägendes hinter dir gelassen und dich weiterentwickelt hast.
Man nennt das auch über den Schatten springen – damit ist meist gemeint, die dunkle Seite deiner Persönlichkeit, negative Gefühle zu überwinden und sich anders zu verhalten.
Eine erfolgreiche Coachingreise ist voll solcher Momente.
Veränderung geschieht nicht mit dem großen Big Bang und dann ist alles neu und prächtig.
Veränderung ist eine Aneinanderreihung stiller Siege, die deine neue Persönlichkeit abbilden.
Wer über sich selbst hinauswachsen will, muss akzeptieren, dass Veränderung das Normale nicht die Ausnahme ist.
Doch was sind diese stillen Siege überhaupt und wie erreicht man sie?
Ein stiller Sieg ist das erfolgreiche Überwinden einer inneren Hürde.
Die inneren Hürden sind die unangenehmen, oft verdrängten Seiten eines Menschen.
Das können negative Wesenszüge wie Neid, Eifersucht, Verbitterung, Missgunst, Geiz sein, die man deshalb auch gerne als Schatten bezeichnet.
Wer über seinen Schatten springt, hat sich dem gestellt und erlaubt nicht mehr, dass das im Weg steht.
Dazu eine Geschichte aus meiner eigenen Erfahrung.
Quantensprung – Der stille Sieg über die Verletzung und die Entscheidung
Vor vielen Jahren war ich als Dozentin bei einem Kongress geladen. Ich hielt einen Vortrag, gab einen Workshop und hatte einen Stand mit meiner Dienstleistung.
Am Ende des Kongresses wurden alle Dozenten auf der Bühne von der Ehefrau des Veranstalters – die im Übrigen auch Dozentin war – namentlich erwähnt und es wurde gedankt.
Nur ich nicht. Ich stand in der Reihe und wurde einfach komplett ignoriert.
Bis der Veranstalter selbst laut ins Publikum rief „du hast die Ava vergessen“.
Seltsam, aber okay. Beim Abschlussessen wurde ich mit eisiger Verachtung gestraft.
Verblüfft und verletzt konnte ich mir dieses Verhalten nicht erklären.
Ich wusste nicht, was diesen Umschwung ausgelöst hatte. Davor haben wir uns sehr gut verstanden – und jetzt das.
Und es kam keinerlei Erklärung. Nur Funkstille.
Im Laufe der Jahre habe ich diese Frau immer mal wieder getroffen.
Ich blieb auf Abstand, obwohl sie vorsichtig eine Annäherung versuchte.
Die Verletzung war immer noch stark und ich war voller Ablehnung ihr gegenüber.
Nun heißt es ja, man trifft sich im Leben immer zweimal.
So stand ich ihr 10 Jahre später bei einer Fortbildung gegenüber.
Es war ein sehr emotionaler Moment, in dem sie der Gruppe über eine sehr schwierige Zeit in ihrem Leben zu genau diesem Zeitpunkt der Verletzung berichtete.
Am Ende sagte sie zu mir gewandt: „Verstehst du jetzt mein Verhalten?“
Ich konnte nur nicken und sie in der Kaffeepause umarmen.
Niemand in der Gruppe wusste, wovon sie sprach, sie hat sich nicht weiter erklärt.
Meine Verletzung war immer noch da.
Nur ich konnte jetzt eine andere Entscheidung treffen und anders damit umgehen.
Mein verletzter Stolz und meine Bitterkeit hatten ihre Macht verloren.
Das war mein stiller Sieg.
Ich hatte mich für Mitgefühl und Liebe entschieden.
Entscheidend ist, dass ich meine Gefühle als das erkenne was sie sind: andauernde Flashbacks auf einen schmerzhaften Moment in meinem Leben.
Sie halten mich in der Vergangenheit fest.
Und das muss ich nicht erlauben.
Ich darf sie freigeben.
Ich sage bewusst nicht loslassen.
Loslassen und freigeben sind nicht dasselbe.
Freigeben ist ein bewusster Akt, das Loslassen von etwas, das ich selbst festgehalten habe.
Mehr über Emotionen kannst du hier nachlesen.
Quantensprung – Der stille Sieg über mein inneres Muster und die Macht der Deutung
Ein stiller Sieg ist es auch, wenn du ein hartnäckiges, hinderliches Muster überwindest.
Auch eine Geschichte aus meinem eigenen Erfahrungsschatz.
Vielleicht erkennst du hier ein auch dir bekanntes Muster.
Meine Kindheit auf dem Bauernhof war davon geprägt, dass es immer was zu tun gab. Und sehr christlich, Mutter war Organistin in der Kirche direkt neben unserem Wohnhaus.
Ausschlafen gab es nicht.
Selbst am Sonntag hat uns mein Vater morgens um 7 geweckt. Mit Genuss in meiner Teenagerzeit, wenn ich am Abend davor lange aus war. Und dann war Kirchgang Pflicht.
Ausschlafen wurde deshalb für mich zum Symbol persönlicher Freiheit.
Dieses Symbol habe ich auch noch verteidigt, als klar war, dass ich mir selbst damit mehr schade als nutze.
Unmerklich war es zum Symbol des Widerstands gegen den elterlichen Druck und die (aus meiner Sicht) mir aufgezwungene Disziplin geworden.
Dann hat mir ein Gespräch die Augen geöffnet.
Disziplin ist kein Obulus an die Mächtigen – als so etwas habe ich das viele Jahre empfunden.
Disziplin ist ein Geschenk an mich selbst.
Das war der game changer.
Heute stehe ich früh auf, um meine zwei Stunden für mich zu haben. Ich meditiere mindestens eine Stunde, dann sitze ich noch mit einem Kaffee auf meinem Balkon bevor ich ins Bad gehe.
Mein stiller Sieg.
Der Sieg über eine innere Hürde, der durch eine Neuinterpretation meines eigenen Verhaltens möglich wurde.
Natürlich gönne ich mir auch Tage, an denen kein Wecker klingelt. Dann meditiere ich eben später oder verschiebe das auf den Abend.
Flexibel bleiben gehört immer dazu.
Quantensprung – Der stille Sieg über die Sucht und die Erkenntnis
Gestern erst habe ich einem Klienten, der einige hartnäckige Muster verändern will, folgende Frage gestellt: „Hast du ein Suchtmuster?“
Nein, dieser Mensch hat kein Alkoholproblem und nimmt auch keine verbotenen Substanzen.
Er hat sehr starke Verhaltensmuster, die seiner Gesundheit schaden und ihn in den Burnout führten.
Mit Suchtmuster meine ich das hartnäckige Problem, das richtige Maß zu finden.
Auch das kenne ich von mir selbst.
Nach meiner Scheidung habe ich mich abends mit Rotwein betäubt. Nach einem Glas ging der Stress weg, nach zwei Gläsern war ich besser drauf, nach drei Gläsern konnte ich mich entspannen. Das ging eine Weile so, bis mir nach ein paar Monaten bewusstwurde, dass ich unruhig bin, wenn kein Alkohol im Haus ist. Das hat mich erschreckt und aufgeweckt.
Danach habe ich als alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern über lange Zeit nachts durchgearbeitet. Kinder ins Bett, dann arbeiten bis morgens um 6 Uhr, Kinder wecken und zur Schule schicken, dann 1-2 Stunden schlafen, dann weiter. Ein völlig maßloses Verhalten.
Selbstausbeutung pur. Der unweigerliche Burnout hat mir die Entscheidung abgenommen.
Später kamen iPad und Netflix. Serien gucken. Auch da habe ich mich nach einer Weile in einem Muster wiedergefunden, das man nur als maßlos bezeichnen kann. Das iPad lädt ja geradezu zum Bingewatching im Bett ein. Und wieder habe ich mein Verhalten als ungesund erkannt und eine Entscheidung getroffen.
Wann genau mir bewusst wurde, dass all dem ein gemeinsames Muster zugrundeliegt, weiß ich nicht mehr.
Seither beobachte ich mich genau und bin achtsam, wann das gesunde Maß erreicht ist.
Und ich beobachte dieses Muster auch bei den Menschen, die ich begleite.
Quantensprung: Erkenne dich selbst
Es ist aus meiner Sicht eine sehr wichtige, dreifache Selbsterkenntnis:
- Zu wissen, wie man selbst tickt.
- Radikal ehrlich mit sich selbst zu sein.
- Dann die Freiheit der Entscheidung zu genießen.
Gerne bin ich für dich da, wenn du Unterstützung brauchst, um deine Erkenntnisse umzusetzen. Ich bin nur ein paar Mausklicks entfernt.
Bilder: Canva Pro, Freepik, privat.